Art Brut - «St. Pauli»
SOTW #15-2007
Punk Rock ist nicht tot, und jetzt alle
Der verbindliche Ehrenkodex verhängt über zu SOTW-Ehren gekommene Bands ein 365 Tage dauerndes Njet betreffend weiterer Elaborate zur selbigen Band. Deshalb: Tolle Sache, dass meine Laudatio der Art Brutschen Zügelhymne auf den 15. Januar anno 2006 datiert. Deutlich weniger lang her ist es, seit ich die Band zum vorletzten Mal gesehen habe, nämlich an einem verregneten Freitagabend im November 2006 in Brighton. Aber viel mehr als gesehen habe ich die Band damals leider nicht, da Sänger Eddie Argos kurz nach meiner Ankunft im Club zu seinem we - Art Brut, you - wonderful ansetzte und uns - etwas, das Art Brut beängstigenderweise mit Tokio Hotel gemeinsam haben - eine safe journey home wünschte. Doch das ist dann auch schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen den deutschen Glampoppern mit Jahrgang 90 und der besten britishen Live-Band seit den Dire Straits.
Und nun der gestrige Abend. Noch nie war ich so früh an einem Konzert: Die Schlange vor dem nahen Glacé-Stand war noch deutlich länger als die vor dem Mascotte, die zu dieser Zeit keine war. Drinnen leer, bald dann ein Bier in der Hand, dann etwas mehr Leute, dann: Black Wire. Zu denen muss man auch gar nicht viel mehr schreiben, nur vielleicht dass ich gestern froh war, dass dann doch noch Art Brut auf der Bühne erschienen. Und es hat sich doch sehr gelohnt, die mal über die Dauer eines ganzes Konzerts zu sehen. Denn, das mit den Dire Straits stimmt so natürlich nicht. Art Brut, das ist guter Rock, Charisma, Comedy. Singt einer Zeilen wie sorry if my accent's flawed, I learned my german from a seven inch record (und zählt sich dann selbst gleich auch noch zur Hamburger Schule), dann hat er mich auf seiner Seite. Und wenn ich mich nicht irre, ist St. Pauli damit auch der erste Song, der die besten und weltweit wohl am meisten praktizierten Sprachkurse thematisiert. Gratulation.
Meine Liebe zu Art Brut geht soweit, dass ich deren Texte grösstenteils auswendig kenne. Etwas, was ich seit Roxette eigentlich so nicht mehr kenne, und das ist ja definitiv schon eine Weile her. Aber, und da werden mir einige Mit-Schreiberlinge hier zustimmen: Konzerte machen erst richtig Spass, wenn man jede verdammte Zeile mitgrölen kann. Das Schöne bei Art Brut ist dabei, dass gerade Eddi Argos' Nicht-Singen das Mitgrölen sehr erleichtert und sich der Witz hier mit allerschönstem Pathos paart - apropos: Rusted Guns of Milan. Oh ja, es war ein schöner Abend gestern.
Interpret: Art Brut, UK
Album: It's a bit complicated
Song: St. Pauli
Jahr: 2007
Internet: Bandwebsite, MeinPlatz, Last.fm, Lyrics, Youtube (St. Pauli - Live), Wikipedia, Streams bei Pitchfork
Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Mitsingen.
Artwork: M23 für SongOfTheWeek.
Comments
Apropos Roxette: Ian Catskilkin hat Per Gessle die Frisur geklaut.
Posted by: Friseur | 6.06.07 14:10
Apropos Roxette: Ian Catskilkin hat Per Gessle die Frisur geklaut.
Posted by: Friseur | 6.06.07 14:11