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Black Sabbath - «Children of the Grave»

SOTW #04-2012

...und Philosophie

Mathis_Gasser_Armature after Hieronymus Fabricius 1766.jpg

Normalerweise werde ich ja immer vom Clash-Fieber gepackt, wenn ich mich in London rum tümmle. Diesmal jedoch hat der Zufall es gewollt, dass ich mich mit einer anderen britischen Band beschäftigte, glücklicherweise einer nicht minder tollen! In einem Buchladen bin ich auf der Suche nach dem Lokus in der Philosophie-Abteilung gelandet und auf eine unverhoffte Perle der gehobenen Klo-Lektüre gestossen, ein Buch mit dem verheissungsvollen Titel "Black Sabbath and Philosophy"!

Während The Clash unglaublich gut darin waren, auf zig verschiedenen Genre-Hochzeiten rumzutanzen und in vielen dieser Genres mitunter auch Pionierarbeit geleistet haben, haben The Sab Four gleich ein ganzes Genre erfunden und sind diesem dann auch treu geblieben. Metal, in all seinen heutigen, mannigfaltigen Ausprägungen geht auf die vier Strassenkinder aus dem heruntergekommenen Birmingham der 60er Jahre zurück. Völlig unempfänglich für das Hippietum reicher kalifornischer Teenager fanden Ozzy, Tony, Geezer und Bill einen viel düstereren, zu ihrer Realität passenden Sound. Tony Iommi zeichnete für die Musik verantwortlich und kann aus diesem Grund als der legitime Erfinder des Metal-Genres angeschaut werden (liebe Nachbarn, nun wisst ihr endlich, wo ihr euch zu beschweren habt). Sämtliche Texte, die sich nicht um Blumen in den Haaren, sondern um existentielle Themen wie Drogen, Liebe, Krieg, die Umwelt, Religion/Hirnwäsche oder (gefallene) Superhelden drehen, wurden von Bassist Geezer Butler verfasst und prägten einen grossen Teil der Metal-Themenwelt, welche die Fans bis heute entzückt.

Für alle Weicheier, denen alleine schon beim Aussprechen des Bandnamens der Arsch mit Grundeis geht, sei hier gesagt, dass Black Sabbath weder Satanisten sind, noch Ozzy mit (böser) Absicht einer lebenden Taube oder Fledermaus oder was es auch immer war den Kopf abgebissen hat! Die Jungs sind freundlich und lustig (inzwischen eher auf tragische Weise, den meisten dürfte Ozzy – alas! – wohl bloss aus seiner Reality Show bekannt sein) und haben aus blossem Zufall ein Poster des gleichnamigen Boris Karloff Films gesehen, gleich darauf ein Lied mit dem Titel «Black Sabbath» geschrieben und sich zur Feier auch gleich noch so benannt. Iommi wird im Buch dazu folgendermassen zitiert: "Zum Glück war nicht «Fairies wear boots» unser erster Song…".

Welchen Song aus dem unglaublichen Sabbath Fundus (wohlgemerkt, dazu zähle ich persönlich nur die acht Alben bis zum Ausstieg Ozzys 1978) wollen wir denn rauspicken? Der Klassiker «Paranoid», der für Metal-Fans das ist, was das „Vater unser“ für die Christen ist? Oder die Sabbath-Ikonen «Iron Man» oder «War Pigs»? Einer meiner all-time favourites ist ja «Symptom of the Universe». Oder - passend zum aktuellen Wetter (Ozzy: "You know what the fuck that song was about..") vielleicht «Snowblind»? Oder doch lieber «Sweet Leaf» mit Iommis Husten-Intro und seinem absoluten Über-Solo in der Songmitte? Oder am besten gleich zusammen mit dem «Wizard» durch das «Hole in the Sky» «Into the Void» fliegen? Alles zeitlose Genre-Klassiker, zweifellos.

Aber der Song, der mit seit dem letzten London-Trip die ganze Zeit in der Birne rumspinnt ist «Children of the grave». Ich empfehle dringend, das Video dazu zu gucken, aus folgenden Gründen: Die Aufnahme stammt vom California Jam Festival 1974, die Sabbath Jungs sind outfit-mässig total auf Glam-Rock getrimmt und singen vom nuklearen Fallout, während die Bühne mit einem riesigen Regenbogen geschmückt ist. Das Publikum besteht aus den oben erwähnten, eigentlich verhassten Hippies, die wohl nur zum Teil verstehen, was überhaupt abgeht. Andere Bands an diesem Festival waren unsägliche Weichspühler wie The Eagles, Seals and Crofts oder Earth Wind & Fire. Tja, das nennt man dann wohl progressive Programmplanung!

Interpret: Black Sabbath

Album: Master of Reality

Song: Children of the Grave

Jahr: 1971


Internet: Wikipedia.

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Nackenmuskulatur trainieren durch auf/ab Bewegung des Kopfes ungefähr passend zum Rhythmus der Musik und dazu spastisch klatschen, so wie's der Ozzy auf der Bühne gern tut.

Artwork: Mathis, Armature (after Hieronymus Fabricius 1766).








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