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Cat Stevens - «Father and Son»

SOTW #26-2010

Von Musik, Nachwuchs und den Lektionen des Alltags

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Ich weiss nicht, ob an dieser Stelle das Ende des Rock On bereits ausreichend bewehklagt wurde. Es scheint mir: nein. Dabei wird mir immer schmerzlicher bewusst, dass mir seither gewissermassen die musikalische Heimat abhanden gekommen ist. Obwohl ich über die Jahre ein eher sporadischer Besucher war, so war ich doch immer ein treuer Besucher. Denn ich bin auch ein Gewohnheitsmensch. Und viele Plattenläden strahlen bei aller Sympathie für deren dargebotenen Waren auch immer eine Aura der exklusiven Eingeschworenheit aus. Ich werde nie meine ersten Besuche im Crazy Beat, Jamarico und Mono Records vergessen: Es waren Lektionen in freiwilliger Demut. Wie nimmt man eine Platte korrekt in die Finger? Niemand da, der einem das sagt. Nur die kritischen Blicke der Männer hinter der Theke. Deshalb bleibe ich in der Regel mal einem Laden treu, wenn ich seine internen Abläufe kennen und schätzen gelernt habe.

Wenn aber nun die Plattenläden in der Stadt einer nach dem anderen wie eine müde Fliege in der Mittagssonne den Geist aufgeben, dann muss man sich Alternativen suchen. Zum Beispiel: Den Flohmarkt in Uster. Auf die genauen Umstände, die mich dorthin trieben, möchte ich nicht weiter eingehen. Doch durch eine glückliche Fügung des Schicksals verliess ich den Tatort immerhin mit einer Cat Stevens Platte unter dem Arm. Gut erhalten, keine Kratzer - ein wunderbarer Botschafter der 70er Jahre. Endlich: Father and Son auf Vinyl. Mein Leben ist seither besser. Trotz Uster.

Ich mag das Lied - es hat eine zeitlose Eleganz, ist vermeintlich simpel aufgebaut und doch steckt im Text viel Weisheit. Und: in diesem Jahr hat es an Aktualität gewonnen, da die Fortpflanzungsversuche einiger Freunde die ersten Früchte tragen. Doch das ist ein anderes Thema. In beiden Fällen möchte ich auf den wunderbaren Blog Rules for My Unborn Son verweisen: Ein Lesevergnügen auch für Nicht-Väter. Eine Regel fehlt jedoch: Verkaufe nie deine Platten! Hätte mir mein Vater das gepredigt, könnte ich heute mein Geld als schmieriger 90er Jahre Hit-DJ in der Kanzlei verdienen. Oder hätte für meinen 50. Geburtstag bereits das Musik-Programm zusammen. Beides irgendwie sehr schöne Vorstellungen.

Interpret: Cat Stevens
Album: Tea for the Tillerman
Song: Father and Son
Jahr: 1970

Internet: Wikipedia, Videoclip.

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Den nächsten Besuch beim Plattenladen deines Vertrauens planen. Es gibt nämlich noch ein paar. Auch in Zürich.

Artwork: Auch Father and Son, von Flickr-User nhussein








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