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Hüsker Dü - «59 Times the Pain»

SOTW #41-2006

Hieroglyphen der Bitterkeit

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Ich weiss ja nicht, wie ihr eure Texte schreibt - wenn ihr denn überhaupt welche schreibt - für mich ist es jedenfalls jedes Mal die reinste Tortur. Das Problem sind dabei nicht die Songs, davon gibt es genug, um diese Webseite für die nächsten Tausend Jahre weiter zu betreiben (Gott behüte!), das Problem ist auch nicht die Einhaltung der Termine, denn gegenüber den anderen Schreibern hier bin ich pünktlicher als Schweinebacke Henry Rolex oder was weiss ich wer. Nein, das Problem sind meine verfluchten Notizzettel. Ständig muss ich mich mit diesen unverständlichen und verwirrenden Botschaften, die mein Ich-vor-ein-paar-Tagen/Stunden an mein Ich-gerade-jetzt geschrieben hat, auseinandersetzen. Echt übel. Denn was vor drei Tagen ein toller Einfall war, ist heute nur noch eine welke Erinnerung ohne Pointe und was vor drei Tagen die beste Idee seit der Erfindung des Pizzarads war, ist heute nur noch ein unleserliches Gekritzel, aus dem sich nur noch einzelne Buchstaben aber keinen ganzen Sätze und schon gar kein Sinn erkennen lassen. Und nun sitze ich wieder vor diesen verfluchten Notizen und sage zu mir: "Das hast DU vor ein paar Stunden selbst geschrieben, du wirst dich wohl bitteschön daran erinnern, was du dir dabei GEDACHT hast!?" Nein. Keine Chance. Ist es das Fernsehen? Die Trockenblumen? Die Tiefkühl-Paella? Der Hochnebel? Irgendwo muss doch der Grund dafür liegen, dass es unmöglich ist, sich an Dinge zu erinnern, die man vor wenigen Stunden selbst gedacht, gewollt oder eventuell sogar tatsächlich getan hat! Um das meiste kann man eigentlich gar froh sein, wenn man sich nicht so genau dran erinnert. Aber bitte stehlt mir nicht ausgerechnet die tolle Idee, die ich gestern Abend, schon im Bett und bequem in meine Decke eingewickelt, hatte und für die ich extra die Nachttischlampe angezündet, einen Zettel gesucht und einen Stift gefunden habe um sie für die Ewigkeit niederzuschreiben. Und so sitze ich nun davor. Ich v e r s t e h e mittlerweile alle Worte auf dem Zettel, nur: was soll daran lustig, interessant, schockierend oder bemerkenswert im weitest möglichen Sinn sein? Ich will es euch sagen: Rien du tout.

Ach herrje, was soll's. Ãœber die grossartigen, zurecht längst vergriffenen und hoffentlich bald neu aufgelegten Hüsker Dü aus Minneapolis und aus den (anderen!) 80er Jahren wollte ich eh schon lange mal schreiben. Und wenn Sie, geschätzteR LeserIn, der dänischen Sprache mächtig sind und somit die Bedeutung des Bandnames kennen, dann werden Sie verstanden haben, welch grandiose Überleitung zwischen zwei Textteilen hier gerade stattfindet. «59 Times the Pain» ist ein wahnsinnig tolles Lied, so wahnsinnig toll, dass sich später gleich eine ganze Band danach benannt hat und ebenfalls so wahnsinnig toll, dass ich ihn der gesamten Leserschaft wärmstens zur täglichen Anhörung ans Ohr legen möchte. In diesem Lied werden Dinge an- und ausgesprochen bzw. grösstenteils an- und ausgemurmelt, die man selbst gerne manchmal an- und ausmurmeln bzw. an- und aussprechen möchte. Vorausgesetzt, man ist schwer depressiv, lebt in einer anderen Jahreszeit als der Rest der Welt und will auf keinen Fall je irgendwas mit irgendwelchen anderen Menschen zu tun haben.


INFOBOX
Interpret: Hüsker Dü, ÜSÄ
Album: New Day Rising
Song: 59 Times the Pain
Jahr: 1985

Internet: Hüsker Dü bei Wikipedia

Artwork: Bim Coiffeur





Comments

Thank you for getting "More Out Of Today" !!

Nichts ist mächtiger, als eine Idee zur richtigen Zeit, Hannes...oder so ähnlich...oft gehen sich jedoch Idee und Zeitpunkt ausgesprochen gerne aus dem weg, ist mir auch schon aufgefallen. totally sucks.
Das Artwork ist super, hast du dich mutigerweise in unbekannte Gefilde gewagt ;-) ?

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