SOTW | Song Of The Week

SOTW #3-2010

I'm a Cyborg but that's ok

Eine riesige Dampfwolke stieg von meinem Bein auf, als die Maschinen die Einzelteile zusammen pressten. Ich habe es nur bei den anderen gesehen, aber bei mir muss es genau so gewesen sein. Nun stehe ich in einer Reihe mit den anderen und warte auf meinen Abtransport. Das Rhythmische Schlagen und Hämmern der Fabrikationsgeräte beruhigt mich ein wenig. Es klingt so vertraut, wie bedrohlich, fast wie ein Herzschlag. Ein Herz habe ich noch, wenn es auch nur eine Maschine ist. Menschlich an mir sind nur noch Einzelteile, Muskeln, Fasern, Knochen und das Gehirn. Eine Mischung aus Öl und Künstlichem Blut hält alles zusammen. Von aussen ist nichts zu sehen. Fast nichts. Ein paar Nahtstellen und am Arm ein Sensor.

An mein Leben davor kann ich mich nicht mehr erinnern. Bei einem Attentat soll ich umgekommen sein, als unwichtiges Beiwerk, zur falschen Zeit... Aber die Regierung ist froh um jedes halbwegs menschliche Wesen, dass sie zurückgewinnt. Die Bevölkerung werde kleiner, weshalb man jungen Menschen nicht mehr einfach so erlaubt zu sterben. Dazu braucht es eine Sonderbewilligung. Und Unfallopfer wie ich werden wieder frisch aufbereitet. Meine Familie habe aber keinen Anspruch mehr auf meinen Körper, ob ich darüber so traurig bin weiss ich nicht. In meinem Gedächtnis existieren sie nicht mehr, ausgelöscht, was nicht von der Explosion gelöscht wurde, haben sie bei der Bereinigung ausgelöscht. Fast wie Recycling.

Die Aufbereitungsfabrik steht irgendwo in der Wüste und wenn sich von Zeit zu Zeit das Tor öffnet, seh ich das ausgetrocknete Land auf dem einige Büschel stehen. Nichts bewegt sich dort in der Weite, gar nichts, die Wüste ist tot. Ich weiss dass, denn die alten Augen haben sie ebenfalls ersetzt durch neue. Verbessert hätten sie mich, und ich solle dankbar sein. Aber auf Dankbarkeit bin ich nicht programmiert.

Draussen beginnt gerade der Sonnenaufgang, hier drinnen herrscht von den Neonlampen taghelles Licht, kaltes Licht. Das Gefühl für kalt und warm habe ich sonst verloren, der Sensor im Arm warnt mich vor Unterkühlung, aber frieren kann ich nicht mehr, dafür waren zu wenig Nerven übrig. Ein bisschen einsam fühle ich mich, obschon ich in der Truppe stehe, ist reden nicht erlaubt und daher durch ein Programm blockiert. Und so stehen wir wie Statuen und warten bis auch uns ein Transporter zur Arbeit abholt. Ich bin nun ein Cyborg, aber das ist ok.

Interpret: I blame Coco
Album: The Constant
Song: Selfmachine
Jahr: 2010

Internet: Wikipedia, Offizielle Seite, MySpace

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Robo-Tanzen

Artwork: The Card