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Kana - «Plantation»

SOTW #29-2010

Ich habe keinen grünen Daumen, aber wenigstens einen grünen Grill


plantation.JPG

Grosse Männer sind bereits auf den Trichter gekommen: "Il faut cultiver son jardin", heisst der letzte Satz in Voltaires «Candide ou l'optimisme» und der grosse Lebemann Bernd Stromberg antwortet auf die Frage nach seinen Hobbies in einem Assessment-Center stilecht mit den Worten: "Nun ja ääh, ich bin ja verheiratet… und mach deswegen natürlich viel auf’m Balkon" (S1E8). Das tönt beim manisch-depressiven Boarderline-Chef natürlich gewohnt doof und spiessig, ist in Tat und Wahrheit aber lehrreich und spassig!

Spassig ist auch die Band Kana, die im Stück «Plantation» über ihre erfolglosen Versuche beim Anpflanzen von diversen Früchten und Gemüsesorten von Kokosnüssen über Maniok bis hin zu Ananas und Gurken berichtet. Das einzige Kraut, das schliesslich spriesst, ist dem Bandnamen auffällig ähnlich (eine Pflanze, die in Kombination mit dem Ort "Balkon" übrigens zu freundlichen, aber bestimmten Besuchern führen kann). Das Lied ist ein einziger Spass und dürfte durch den eher eindimensionalen Text auch frankophobe Hörer zum Mitsingen animieren, vorausgesetzt man hat in der Gemüse-auf-französisch-Stunde gut aufgepasst.

Jedenfalls, auf unserem Balkon ist auch einiges los, zum Beispiel Himbeeren und Erdbeeren. Von beiden Sträuchern konnten wir inzwischen schon je 2 Früchte ernten! Die Diskussionen, wie diese insgesamt vier Früchte nun weiterverarbeitet werden sollen, sind noch in Gang, wir können uns einfach nicht darauf einigen, ob wir daraus nun Konfitüre machen sollen oder die Früchte als Winter-Vorrat einfrieren sollen. Bald dürfte auch die erste Tomate reif sein. Wenn es soweit ist, werden wir also beinahe autark leben, da wir unseren Früchte- und Gemüse-Bedarf selber decken und auf Lebensmittelläden nur noch für Fleisch und saure Nudeln angewiesen sind.

Ganz allgemein ist Balkonien ja ein toller Ort, wo man die Füsse hoch- und groovige Musik einlegen und sich spannender Lektüre, kühlen Getränken oder eben der eigenen Plantage widmen kann. Allerdings birgt ein Balkon auch allerhand an Gefahren: Erstens einmal kann man runterfallen, wenn man nicht vorsichtig ist. Zweitens ist man natürlich selten die einzige Person in einem Gebäude, die über einen Balkon verfügt, was teilweise den Spass beeinträchtigt. Wasser tropft von oben, wo ein Nachbar der Legende nach seine Pflanzen mit einem Dusch-Browser giesst und entsprechende Kollateralschäden (Überschwemmungen auf den unteren Stockwerken) in Kauf nimmt. Grill- und Fleischdüfte erschweren die Nachbarschaftliche Eintracht ebenfalls. Dazu kommt, dass man, wenn man schon so ein schönes Kisten-Gärtchen hat wie unsereiner, natürlich auch mal auf die anderen Balkone schielt, um zu sehen, was die Nachbarn denn so machen, also Stichwort Neid. Bei der Wohnung gleich unten an unserer reicht ein kurzer Blick, keine Blumen keiner Art sind dort in Sicht. Schräg links unten jedoch blühen seit Wochen Blumen aller Farben, was den Verdacht auf Doping natürlich bestärkt und deswegen mit einem schalen Beigeschmack verbunden ist. Ausserdem ist dort das Verhältnis zwischen Nutz- und Zierpflanzen völlig aus dem Ruder gelaufen und deswegen eigentlich auch gar nicht so toll. Mehr Balkone kann ich leider nicht sehen, ausser ich lehne mich weit über die Reling hinaus. Aber dann droht Gefahr eins und ich falle runter.


Interpret: Kana, FR

Album: Entre Frères

Song: Plantation

Jahr: 2003

Internet: Wikipedia, Website, Videoclip.

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Blumen giessen und ihnen gut zureden.

Artwork: Himbeeren, von mir fotografiert (und danach von mir gegessen).





Comments

also hast du die Himbeere doch gegessen!

:):):)

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