Kevin Johansen & The Nada - «So lazy»
SOTW #29-2007
Das Lob der Faulheit
Raus aus dem Bett, SOTW schreiben!
They're beating people on the streets (and I'm so lazy)
No one has nothing to eat (and I'm so lazy)
Nothing ever seems to change
All the stars have the same name
I would love to fix this world but I'm so lazy
so lazy
(...)
Ya no quiero trabajar and I'm so lazy!
Ni siquiera trasnochar and I'm so lazy!
Sólo quiero descansar y que me dejen en paz,
Quisiera al mundo cambiar, but I'm so lazy.
Ein Faulpelz also, dieser Kevin Johansen, der sowohl biografisch, als auch musikalisch und sprachlich irgendwo zwischen den beiden A, die den amerikanischen Doppelkontinenten eingrenzen, festzuhängen scheint, zwischen Alaska (Geburtsort) und Argentinien (Herkunftsland der Mutter, Jugendzeit und heutiger Wohnort). Stilistisch sind er und The Nada schwer zu fassen und ich fürchte, dass hier nicht einmal mehr "tolle Metaphern" für die Beschreibung in Frage kommen. Bemerkenswert ist, dass er in den letzten Jahren des öfteren auf den Nominationslisten für irgendeine Kategorie des Latin-Grammys aufgetaucht ist. Ich kann mich nun weiss Gott nicht als Latin Music Kenner bezeichnen, doch würde ich behaupten, dass Kevins Musik etwa so Latin ist, wie man vermuten könnte die SVP sei aufgrund ihres Logos eine grüne Partei (Toll! Wenigstens ein gewagter Vergleich). Klar treffen bei ihm lateinamerikanische Rhythmen, Anleihen aus der Volksmusik (Nun ja, natürlich nicht mitteleuropäisches Karl MoikMoikMoik Musikantenstadel) auf nordamerikanische Musiktraditionen, vom Folk, Blues zu Rock bis hin zum Kinderlied und schliesslich zu Pop. Doch was trennt ihn vom Folklore-Recycler, von der Beliebigkeit der World Music (heute fast schon ein Schimpfwort in seiner Abgegriffenheit), vom seichten Pop?
Zunächst ein unheimliches Musikgespür; sein Songwritertalent; sein Gefühl für Harmonien, aber gleichzeitig für das Schräge und Versponnene (deshalb wird er wohl nie ein echtes Massenphänomen werden); seine Texte, bei denen vieles nicht so ist, wie es zunächst scheint, seine Parodien und Anspielungen, sein Humor; eine Band hierbei immer Schritthalten kann und schliesslich seine Stimme, irgendwo zwischen Barry White (wie mancherorts behauptet wird) und Leonard Cohen. Er überrascht von Album zu Album (soeben ist sein viertes, «Logo», 2007, erschienen), von einem Lied zum nächsten mit altbekanntem, das man aber so in dieser Art, in dieser Mischung, noch nicht gehört hat und erreicht dabei trotzdem einen Wiedererkennungswert, von dem andere Künstler nur träumen können.
Doch was seine Musik (und, soweit ich das beurteilen kann, auch seine Person) auszeichnet, ist eine unheimliche Ruhe, eine Unaufgeregtheit, die seinesgleichen sucht. Gerade dies gründet auf der Tugend der Faulheit, die sich von seinem ersten Album (der hier besprochene Song) über City-Ruhe-Buddhismus («City Zen», 2005, sein wohl bisher bestes Album), bis hin zu seinem neuesten Wurf, wo er in die Hängematte zurückkehrt («La Hamaca», Album: «Logo», 2007).
Vertauschen er und The Nada das Sofa, die Hängematte oder das Bett mit der Bühne, so tun sie dies aus der Liebe zur Musik, man dankt es ihnen.
So. Ich werde mich jetzt in mein Bett zurückziehen und dort sollte man verbleiben, bis Kevin die Schweiz mit einem Besuch beehrt; mein Bett, eine der letzten Hochburgen der Faulheit, in einem Umfeld, das sich mehr und mehr durch tagtäglicher Erwerbsarbeit auszeichnet, und die ich bis aus letzte Verteidigen werde! Obwohl - dafür fehlt mir wohl dann doch der nötige Antrieb.
Interpret: Kevin Johansen & The Nada
Album: The Nada
Song: So lazy
Jahr: 2000
Internet: Band
Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Kein SOTW schreiben, kein SOTW kommentieren, im Bett liegen bleiben, auf dem Sofa sitzen bleiben.
Artwork: Ich und Paint... (Das Ding in der Mitte soll eine Hängematte darstellen...)
Comments
hey dominik!
willkomme an board vom exklusivste club vo de wält: der club der sotw-schreiber!! kule tegscht, froi mi mal uf e hörprob! ;)
sii ja,
hg
Posted by: hg | 14.09.07 14:13