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Lalo Schifrin - «Bullitt»

SOTW #18-2007

Die Malteser Kelle oder wie aus einem Küchengerät ein MacGuffin werden kann

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Ich trat mit meiner dampfenden Kaffeetasse raus auf den Balkon. Es war der erste sonnige Tag seit über einer Woche, was mir aber eigentlich herzlich egal war. Ich wusste gar nicht, weshalb ich überhaupt aufgestanden war und mir die Mühe gemacht hatte, eine Tasse Kaffee zu kochen, denn eigentlich hatte ich gar nichts zu tun und auch nichts vor. Auf dem Schulhof unter meinem Balkon schien gerade die grosse 10-Uhr-Pause stattzufinden und dem Gekreische und Lärm nach zu urteilen, musste es sich um mehrere tausend Bälger handeln, die beschlossen hatten, zusammen in der Pause den Golfkrieg nachzustellen. Meinem Schädel war das eindeutig zuviel, er verlangte pochend nach Tabak. Ich gehorchte und rollte ihm eine Zigarette, die mich dann in Kombination mit dem Kaffe in so etwas ähnliches wie einen Wachzustand versetzte. Als ich die Asche in den Geranienbehälter auf meinem Balkonsims schnippte, sah ich, dass hinter dem Fenster schräg unter meinem Balkon ein Mädchen am Pult sass und, mit Leuchtmarker und Kugelschreiber bewaffnet, gewissenhaft einen Text las und hin und wieder auf das Computer-Keyboard, das ebenfalls vor ihr auf dem Pult lag, hämmerte. Bewunderung über ihren Eifer mischten sich mit Verachtung über meinen eigenen, denn genau auf diese Weise sollte ich eigentlich auch meine Tage verbringen. Doch ich wusste bereits, dass die Tasse Kaffee, die ich in diesem Moment beendet hatte, mit Abstand das aufwändigste Werk war, dass ich an diesem Tag vollbracht haben würde. Alles was ich wollte, war zurück ins Bett zu liegen und mich der Lektüre eines weiteren Detektivromans zu widmen, was ich dann auch tat.

Die Lektüre machte mich hungrig und ich ging in Gedanken den Inhalt meines Kühlschranks durch. Das Resultat bestand aus ungefähr fünf Bier, einem Happen Käse, einer schimmligen Tomatensosse sowie einer Milch, die ihre Geniessbarkeit schon vor über einer Woche verloren hatte. Dann fiel mir der Tiefkühler ein. In diesem mussten noch ein Schweinskotelett und ein Sack Fritten liegen. Nach einem weiteren Dutzend Seiten Krimi beschloss ich, diese Dinge in die Pfanne bzw. in den Backofen zu hauen. Aber als ich mich ans Kotelett machen wollte, merkte ich plötzlich, dass sich die schwarze Fleischkelle weder in der ihr zugewiesenen Schublade noch im Plastikbehälter des frisch gespülten Geschirrs befand.

"Endlich ein Fall!" sagte ich mir und beschloss, als erstes die umliegenden Schubladen zu durchsuchen. Ohne Erfolg. Dann überredete ich mich dazu, auch die unteren Schränke der Küchenkombination zu durchstöbern, was schon erheblichen körperlichen Mehraufwand (schliesslich musste ich mich dazu bücken) bedeutete. Keine Spur von der Kelle, dafür fand ich im letzten Schrank eine halbvolle Flasche Gin. Dies liess mich ein wenig stutzig werden, dachte ich doch bis zu diesem Zeitpunkt, dass ich der einzige Säufer in dieser Wohngemeinschaft sei. Ich betrachtete das Finden der Flasche als Teilerfolg bei der Suche nach dem Kellen und gratulierte mir dazu mit einem kräftigen Schluck aus dem objet trouvé. Nachdem ich eine Weile genuckelt hatte, besann ich mich auf meinen eigentlichen Fall und machte mir Gedanken über das Motiv. Wer hätte was davon, wenn diese Kelle verschwinden würde? Das Feld der Verdächtigen war relativ eingeschränkt, eigentlich konnte es sich nur um eine meiner beiden Mitbewohnerinnen handeln. Was würden Philip Marlowe oder Sam Spade jetzt tun? Wohl als erstes einen kräftigen Schluck aus der Pulle nehmen. Das hatte ich bereits getan. Als nächstes würden sie wohl die Zimmer der Verdächtigen durchsuchen. Dies war mir aber zu riskant und schien mir der Wichtigkeit des verlorenen Gegenstands nicht angemessen und so beschloss ich, anstelle der Kelle einfach eine Gabel zum Wenden des Koteletts zu verwenden. Klappte ganz gut.


Interpret: Lalo Schifrin, Arg
Album: Bullitt Soundtrack
Song: Bullitt Main Titles
Jahr: 1968

Internet: Wikipedia, Filmtrailer (Youtube)

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Verbrechen aufklären, bzw. ganz allgemein einfach so tun, als wäre man Steve McQueen.

Artwork: Rue Central.





Comments

Mehr, mehr, mehr!Gibts noch eine Fortsetzung? Davon würde ich doch glatt noch einige Kapitel lesen!!

WIR HABNE IRE KELLE! WENN IHEEN DAS LEBN IRHES MCGUFFIN AUCH NUR EIN PFIFERLING WERT IS< UEBERWEISEN SIE 10 (ZEHN( CHFR AUF FOOLGENEDS KONTO:

PC 87-141590-9, "Ein Herz für Dorian"

ZOEGREN SIE NICH ZU LANDE!!!!

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