Matt Oldfield - «December»
SOTW #45-2006
Coffee & Cigarettes Music
Manchmal ist es so einfach. In einem gemütlichen Café, an dem tagsüber der beste Espresso der Stadt zubereitet wird, sitzen um Bistrotische herum lauter glückliche Menschen. Es sind genug da, um dem dann und wann erklingenden Applaus Authentizität zu verleihen, und zu wenige, um den Saal zu überfüllen. Man kann sich zu moderaten Preisen zu einem Glas Wein oder einem Bier verhelfen, oder weiterhin dem Getränk treu bleiben, dem das Café seinen Namen verdienterweise verdankt.
Und während also diese Menschen da am zweiten Montag eines Monats in Brighton im Red Roaster glücklich auf ihren Stühlen sitzen oder an der Bar stehen, wechseln sich vorne, nicht auf der Bühne, aber einfach dort, wo es keine Tische hat, in manchmal auch zu kurzen Abständen die Gründe für ihre zufriedene Glücklichkeit ab. Die Gründe haben meistens zwei Beine, stehen vor einem Mikrophon und haben eine Gitarre um ihren Hals gehängt. Einen Plattenvertrag haben sie keinen in ihrer Tasche, dafür werden sie nie müde, auf ihre MySpace-Seiten aufmerksam zu machen. Oder auf die verteilten Flyer auf den Tischen. Oder die Mailingliste beim Ausgang. Aber das nimmt man gerne in Kauf, denn das, was man sieht und hört ist genuines Singer/Songwritertum, roh, frisch, mal kantig, mal zart.
Zugegeben, in schwächeren Momenten und bei einzelnen Interpreten resultiert das Zuhören in Mitleid und Kopf-hoch-das-wird-(vielleicht-und-hoffentlich)-schon-noch, doch bei Matt Oldfield. Also bei Matt Oldfield! Bei Matt, da möchte man eine grosse Barrikade vor der Bühne errichten, so dass er und seine Band nie mehr von dort weg können und ewig weiterspielen. Denn spielen, das können sie. Und zwar eine Mischung aus, in etwa, Folk, Punk, Blues, Jazz und gutem altem Singer/Songwritertum. Zusammen mit seinen Komplizen, gut versteckt hinter Kontrabass und rudimentärem Schlagzeug, legte er einen elektrisierenden und in seiner kraft- und zugleich humorvollen Art ansteckenden Auftritt hin, wie er bei akustischen Konzerten selten der Fall ist.
Und was die Barrikade vor der Bühne betrifft: Zumindest psychisch war sie vorhanden, und das Publikum machte den Weg erst nach einer Reihe von Zugaben durch abschwellenden Applaus frei.
INFOBOX
Interpret: Matt Oldfield, UK
Album: (noch) kein Album
Song: December
Jahr: 2006 (?)
Genre: Singer/Songwriter, Folk, Blues usw.
MeinPlatz: Matt Oldfield
Artwork: Matt Oldfield und Band, Red Roaster Session November 2006
Comments
aber eine barrikade vor der bühne, würde das nicht den hörgenuss dahingehend beeinträchtigen, als dass man dann gar nichts mehr hören könnte? ja, das ist deutsch. zumindest teilweise! und zumindest teilweise könnte man das barrikaden-problem lösen, indem man die lautsprecher ausserhalb der barrikade aufstellt. dann könnte man alles hören, aber wiederum nicht sehen... wann gibt's die "the wall" tour eigentlich mal auf video??? dort könnte man nämlich schön sehen, wie zwischen der band und dem publikum während des konzerts eine wand aufgebaut und dann wieder abgerissen wird, ohne dass der hörgenuss im geringsten beeinträchtigt wird. sapperlot.
Posted by: hg | 5.12.06 17:00