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Monty Python - «I Like Chinese»

SOTW #44-2009

我愛中國人

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Etwas hat sich geändert in London. Genauer: Etwas hat sich geändert in meiner Alma Mater, in die ich nach vier Jahren zurückgekehrt bin. Wir kennen es ja aus Übersee: Dort wurde aus NYU (kurzzeitig NYJew, aber mittlerweile) NYChu, und die UCLA ist gemeinhin als "University of Caucasians Living among Asians" bekannt.

Und jetzt? Sollen wir uns umtaufen in LSC? Jedenfalls herrscht eine neue demographische Realität im kleinen Elfenbeinturm, den ich fünf (in letzter Zeit eher sieben) Tage die Woche mein Zuhause nennen darf. Ich scherze nicht: Nicht weniger als ein Drittel meiner Kommilitonen stammt aus dem Reich der Mitte. Und wenn ich dann mal zuhause bin - in meiner hammergeil gelegenen Studentenwohnung - steigt der Anteil auf satte 40%.

Aber, aber: Diese Quasi-Statistiken jetzt bitte nicht als SVP-Panikmacherei missverstehen! Oder um es mit George Costanzas Worten zu sagen: "Not that there's anything wrong with that."

Ganz im Gegenteil: Das Thema China ist so etwas wie ein roter Faden (ja, ein roter - der musste sein), welcher sich mit bemerkenswerter Stetigkeit durch die unterhaltsamsten Ereignisse gezogen hat, die ich im ersten Monat meines zweiten Aufenthaltes auf der Insel erleben durfte.

Da war zum Beispiel die bezeichnende Szene in meiner Küche, als ich von zwei Chinesen, einer Amerikanerin und zwei Schweizern der einzige war, der sich nicht fliessend auf Mandarin unterhalten konnte. Schön blöd, wer sich da auf Äusserlichkeiten verlässt! Klug dafür, wer heute schon die vier Intonationen der chinesischen Sprache zu unterscheiden weiss.

Oder versucht mal, ein Hemd mit chinesischer Aufschrift zu tragen (lange Geschichte) und nicht leicht nervös zu werden ob des leisen Gelächters in den Gängen der Uni. Weitaus weniger lustig war da schon die Wahl unserer Jahrgangspräsidentin; die besagten 33% reichten zwar für den Sieg der einzigen chinesischen Kandidatin, für die beidseitig giftigen Szenen zwischen den zwei Wahlblocks hatte ich indes nur ein trauriges Stirnrunzeln übrig.

Aber zurück zum Spasse! Und zur jungen Dame aus dem chinesischen Hinterwald ("right next to Tibet - only about one day's drive!"), der ich mit zunehmender Befremdlichkeit Begriffe wie "Mac", "iPhone" und schliesslich "Testicle" erklären musste. Auf nichts war ich stolzer. Ausser vielleicht auf meine gestrige Glanztat: Sechs Stunden lang Mockups zu entwerfen. Mit Photoshop. Auf einem PC. Auf Chinesisch.

Wenn das, liebe Freunde, nicht das Sinnbild der postmodernen Völkerverständigung schlechthin ist! Q.e.d.! Es ist die Schule des Lebens, die uns hier Lektionen erteilt. Oder vielleicht werden wir doch nur kollektiv Zeuge davon, wie sich die Prophezeiung der guten Herren von Monty Python (unbedingt in voller Länge anhören) erfüllt: "If Darwin is anything to shout about/The Chinese will survive us all without any doubt."

Interpret: Monty Python, Oxford/Cambridge
Album: Monty Python's Contractual Obligation Album
Song: I Like Chinese
Jahr: 1980

Internet: Monty Pythons glorioser Youtube-Channel, oder: Warum Gott das Internet erfand.

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: 你好嗎, 你好嗎, 你好嗎, 再見!

Artwork: Ein paar geklaute Bilder. Und legal gekauftes ImageWell in englischer Originalfassung.





Comments

Im Sinne von Monty Python wär wohl eher folgende Schule gewesen http://www.theschooloflife.com/




SongOfTheWeek

Geschichten, die die Musik schreibt. 1x pro Woche, mit tollen Metaphern.

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