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Muse - «Plug In Baby»

SOTW #23-2007

Von Igeln und Teenies

No Schlamm At All


Sie haben mir meine Band gestohlen. Und ich will sie zurück.

Dienstag, so gegen Mitternacht: Ich stehe am Paléo knietief im Schlamm und warte. Vor mir stehen fünfzehnjährige Mädchen mit bunten Buttons an ihren Totenschädel-Truckerkäppis. Auch sie warten. Und sie bestätigen sich dabei immer wieder gegenseitig in der Ansicht, dass der kleine Mann mit der Igelfrisur ein ganz Süsser ist. Süss? Ich dachte immer, dass der eher kränklich aussieht.

Und sowieso haben die kein Recht, so was zu sagen. Wo waren die vor fünf Jahren, als die Bühne noch fünf statt zwanzig Meter breit war und davor 200 statt 20'000 Leute standen? Im Kindergarten waren die. Aber ich stand schon damals knietief im Matsch, fror und wartete.
In schwachen Momenten glaube ich manchmal, ich sei cool. Und jetzt mögen fünfzehnjährige Mädchen die gleiche Band wie ich. Irgendetwas stimmt da nicht.

Aber dann kommen Muse. Und mit ihnen der kleine Mann, der mit seiner Gitarre so atemberaubende Dinge anstellt. Plötzlich ist der Matsch weg. Genauso wie all das doofe Coolness-Geschwätz. Da ist nur noch die gigantische Bühne.
Und Musik: Rückkoppelung, Kreischen, Knarzen, Fiepen. Bombast, Kitsch und in all seiner Lächerlichkeit zutiefst ernst gemeinter Pathos. Glasklares Klavier-Geklimper. Gekünstelte Progrock-Spinnereien. Raumschiffe, Krieger, Apokalypse. Und das alles in kurzen, knackigen Popsongs.

Das macht ihm immer noch keiner nach, dem kleinen Mann mit der malträtierten Gitarre. Und der süssen Igelfrisur.


Interpret: Muse, UK
Album: Origin Of Symmetry
Song: Plug In Baby
Jahr: 2001

Website: Offizielle Website, Song anhören bei Last.fm

Empohlene Tätigkeit: Im Schlamm stehen, frieren.

Artwork: Beliebige Festivalromantik, slightly photoshoped.








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Geschichten, die die Musik schreibt. 1x pro Woche, mit tollen Metaphern.

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