Tempo al Tempo - «ore del mio tempo»
SOTW #27-2008
Wenn meine Grossmutter einen Bart hätte...
Die Welle ist fast wieder vorbei. Die Zeit in der nur ein Pop-Produzent fast 90% der Charts besetzt. Die letzten eineinhalb Jahre war es Timbaland, und, so hoffe ich zumindest, dass Madonna nun für längere Zeit sein letztes ‚Opfer' gewesen ist. Ich mag seine Musik ja eigentlich, aber immer dasselbe? Wieso haben Leute das Bedürfnis, dieselben Backgroundbeats in 100 Liedern immer wieder zu hören? Und vor Timbaland? Davor waren es die Neptunes, die erst Kelis, dann Brittney, und alle anderen einmal durch ihre musikalische Spielorgel walzten. Der selbe Hintergrund, eine andere Stimme, aber immer dieselbe Unterschrift. In den 90ern war es Tony Cottura, der nicht sehr ansehnliche Mann von Daysi Dee, der Grässlichkeiten wie Get Down von den Backstreetboys verbrochen hat.
Was wäre also, wenn jeder Musiker sein eigener Produzent sein müsste. Es gäbe keine Britney-Aguileras, nur Aussehen würde nicht reichen, nur Stimme aber auch nicht. Gäbe es mehr hässliche, picklige Musiker? Es gäbe vielleicht mehr Vielfalt, mehr Bands, mehr Gitarren, mehr Solo-Alleinunterhalter am Keyboard oder am Laptop.
Es gäbe vermutlich aber auch mehr One-Hit-Wonders, weil die wenigsten mehr als einen Hitsong schreiben können. Mehr ungepflegte Rüpel, die der Welt die Realität entgegen schleudern und nicht den vom Manager vorgebeteten Kram im Interviews von sich geben würden. Mehr Antihelden!
Vielleicht gäbe es mehr Skandale, denn als Normalo im Musikgeschäft kann man doch so schnell den Boden unter den Füssen verlieren. Vielleicht gäbe es aber auch weniger Skandale, denn wenn jeder den Boden unter den Füssen verliert, ist dies schon wieder langweiliger Alltag.
Keine Boygroups! Keine Girlgroups ! Kein Eurodance! Kein DSDS und keine Konserve. Aber vielleicht auch weniger Zusammenarbeiten, Coproduktionen, denn jeder möchte ja nur seine eigene Musik spielen.
Wenn es keine Produzenten gäbe, gäbe es vielleicht dann doch weniger Vielfalt, weil nur wenige gute Lieder schreiben und jeder Song im Radio vom selben Sänger? Ja und wie der Franzose so schön sagt: Wenn meine Grossmutter einen Bart hätte, dann wäre sie mein Grossvater.
Den grünen Zweig schein ich also heute nicht mehr zu erreichen. Nur eine Band möchte ich euch doch noch schnell ans Herz legen. Ohne Konserve, viel Humor und live total der Bringer. Tempo al Tempo, die sich leider nach Ihrem 2002er Album schon wieder aufgelöst haben und in den Tre Cani Ihre Fortsetzung fanden.
Interpret: Tempo al Tempo, CH
Album: Festamobile
Song: Ore del mio Tempo
Jahr: 2002
Produzent bei Wikipedia: Musikproduzent
Tempo al Tempos Label Coffee
MySpace Tre Cani
Artwork: Die Todesliste by Lu
Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Mit offenem Fenster Auto fahren, Zelten, Wurst bräteln, in der Sonne bruzzeln.
Comments
sorry für die kurze Verspätung und das etwas spezielle Artwork
Posted by: Lu | 7.07.08 0:06
Das Artwork mag ich. Und ich frage mich: Ist es OK, wenn mir als Fortsetzung der Liste aktuell nur Danger Mouse in den Sinn kommt?
Posted by: Tobi | 7.07.08 21:55
Naja momentan ganz Gross ist Ryan Tedder, der Sänger von One Repuplic, der auch die Schnulze von Leona Lewis verbrochen hat.
Konservenliebhaber stehen sicher auch auf Dieter Bohlen.
und Schlagerfreunde auf Ralf Siegel :-P
und feinkostschmecker werden sagen:
Jack White!
Posted by: Lu | 7.07.08 22:30
geschätzte lu: aber die sachen von dangermouse sind doch beispielsweise alle geil. und was die neptunes machten war doch auch ziemlich vielfältig (zumindest sind die einzigen sachen von britney, kelis, justin und gar snoop, die ich mag, von den neptunes). natürlich geht einem der timbaland-beat auf den sack (ausser der björk-track, der ist geil). aber deswegen darf man doch die produzenten nicht verteufeln, sondern allenfalls die risikoscheue musikindustrie die tausend mal den gleichen track mit neuem cover veröffentlicht. es gibt ja zum beispiel auch produzenten, die keine beats machen und sich nicht täglich selbst kopieren. timbaland ist ja sowieso mehr komponist als produzent. und der gute mann lässt sich kaufen, er macht musik für jeden der ihn bezahlt. das ist sein gutes recht, einfallslos ist deshalb in erster linie nicht er, sondern das kreative genie das sagt "auf der neuen madonna-platte könnte ja timbaland einen track machen. und pharell auch".
Posted by: JB | 8.07.08 23:02
natürlich stieg die qualität der musik von britney und co durch die neptunes, aber dennoch hatte man doch irgendwann ihre ettlichen tracks etwas satt... ja und natürlich weiss ich , dass die job description eines produzenten doch sehr stark variieren kann. aber ich bin mir sicher, dass dangermouse hätte er noch mehr platten in den charts mir auch auf den senkel gehen würde, qualität wird manchmal durch quantität gekillt, es lebe die rarität :-P
Posted by: Lu | 11.07.08 19:07
Werthe Lu. Was hast du gegen Jack White von den Raconteurs?
Posted by: oldman | 13.07.08 11:12
manchmal. ich finde trotzdem, dass du das kind mit der wanne ausschüttest. ich glaube, dangermouse könnte tausend platten machen und ich würde sie alle super finden. das neue n.e.r.d.-album ist übrigens auch hörenswert, wie ich finde. zumindest die erste hälfte.
Posted by: JB | 14.07.08 21:34
Ach nix gegen jack white, gefällt mir eigentlich alles super... und wie es scheint haben die raconteurs ziemlich was hingelegt in montreux.
aber dennoch der grossteil der produzenten sind für mich so naaaaaja und auch die die ich gut finde, wenn alles nur vom selben menschen kommt naaaaaja? wo bleibt die vielfalt
Posted by: Lu | 15.07.08 19:10
Bei den verschiedenen Pseudonymen, da bleibt die Vielfalt.
Posted by: T | 16.07.08 8:17