« Nick Cave and the Bad Seeds - «O'Malley's Bar» | Main | Art Brut - «Moving To L.A.» »

The Fugees - «How Many Mics»

SOTW #02-2006

Dann lassen wir das mit der Snare eben sein

microphone.jpg

Es ist bereits etwas mehr als ein Jahr her, als ich mich - wie aus anderer Quelle bekannt sein dürfte - in einem Anflug leichter Philosophie der Frage widmete, die uns die Fugees im Song dieser Woche stellen und da lautet: "How many mics do we rip on the daily?" Und obwohl ich schon damals auf keine schlüssigere Antwort kam als die von Wyclef gegebene - "Say me say many money/Say me say many many many" - war ich dennoch mehr als begeistert, als ich hörte, dass die Fugees sich wieder zusammengetan hatten und eine Europatournee planten. Prompt waren die Tickets gekauft, und die Vorfreude stieg Tag für Tag.

«How Many Mics», der kompletteste Song auf dem Fugees-Meisterwerk The Score, durfte am Konzert natürlich nicht fehlen. Der Performance fehlte es hingegen an einigem, wie ziemlich schnell klar wurde. Pras mag vor bald zehn Jahren bemerkt haben, dass die Mikrofonversorgung in der Hip-Hop-Welt nicht gewährleistet war ("Too many MCs, not enough mics!"); zehn Jahre später hatte im Zürcher Hallenstadion jeder der Fugees sein Mikrophon, bloss gaben alle drei ihr eigenes Konzert, ohne sich anmerken zu lassen, eine Band zu sein.

Während Pras neben dem DJ stand und aus dem Hintergrund rappte, kaum bemerkbar fürs Publikum, zog es Wyclef vor, Monologe über die Vorteile des Drogenkonsums zu halten - sozusagen Marijuana statt Mazeltov (wie hiess es da auf «How Many Mics»? "On my day off with David Sonnenberg I play Golf/Run through Crown Heights screamin' out Mazel Tov!").

Und die grammygekrönte Lauryn Hill? War mehr mit sich selbst als mit den 10'000 Anwesenden beschäftigt. Ihre Stimme hat noch immer grosses Potential, doch wenn man die Songs in sich selbst hineinnuschelt, kommt wenig am anderen Ende an. "Me without a mic is like a beat without a snare", rappte sie auf «How Many Mics». Naja. Geht ja auch ohne.

Der Auftritt der Fugees, muss man hinzufügen, war dennoch stärker als das meiste, was man in der Hip Hop-Szene erwarten kann. Allein Wyclefs absolut atemberaubendes Gitarrensolo vor "911" war die 60 Stutz wert, und auch Lauryn und Pras weckten mit ihren Raps mitunter Erinnerungen an die Zeiten, als sie "permanent at one" waren. Wer Wyclef, Lauryn und Pras live erleben will, soll sich ein Ticket besorgen - die Fugees hingegen gibt es nicht mehr.

Widmen wir uns also lieber den fetten Beats und der nicht-so-brisanten Fragestellung von «How Many Mics», die es, für alle Ewigkeiten auf Silber gepresst, immer geben wird - zum Glück.

Album: The Score
Song: How Many Mics
Jahr: 1996
Genre: Hip Hop
Internetlink: www.sonymusic.com/artists/fugees

Artwork: Flickr user Duchamp.








SongOfTheWeek

Geschichten, die die Musik schreibt. 1x pro Woche, mit tollen Metaphern.

Share
Creative Commons License





Related Posts with Thumbnails