The Hives - «Hate to Say I Told You So»
SOTW #37-2007
Wenn man’s macht, weil man’s will und weil man’s kann
„Do what I want because I can and if I don’t“... Moment mal, ihr nesselsüchtigen Bienenstöcke. So einfach, wie ihr euch das in dieser Zeile grad macht, ist das bei weitem nicht. Beginnen wir doch mal ganz von vorne: Machen und Tun scheint vielleicht für gewisse Mitmenschen einfach zu sein. Diese zeichnen sich nicht selten durch die erstaunliche Fähigkeit zur Herstellung direkter kausaler Beziehungen aus. Seit zwei Wochen weiss man, dass ungefähr 30% unserer Bevölkerung dieses Talent besitzen. Für den Rest gestaltet sich die Wirklichkeit ein bisschen verzwickter und verstrickter, nicht schwarz oder weiss und das „to do“, das Machen und Tun, wird ständig vor Alternativen und Möglichkeiten gestellt, womit unweigerlich das Schreckmoment einhergeht: Die Entscheidung. Dieses Phänomen haben schon viele kluge Köpfe analysiert und diskutiert und sogar zur grundlegenden Operation sozialer Systeme erklärt. Zu Recht, wie ich auch schon schmerzlich feststellen musste, denn Entscheidungsschwächen können alles lahm legen. Das ist halt das Problem mit der Multioptionsgesellschaft. Man muss wissen, was man will, damit man entscheiden und somit handeln kann.
Damit wäre ich auch schon beim zweiten Punkt angelangt: dem Wollen. Dieses gestaltet sich meiner Meinung nach um einiges schwieriger als der folgende dritte Punkt: das Können. Können hat viel mit äusserlichen Restriktionen zu tun, für die man im Besten Fall überhaupt nichts kann. Im Gegenteil, sie erleichtern einem das Wollen, indem sie die Alternativen wenigstens ein bisschen limitieren. Die Option der professionellen Basketballspielerin konnte ich zum Beispiel getrost ausschliessen. Willensstärke jedoch hat was mit Präferenzen zu tun und da wiederum schliesse ich mich der Anti-Rational-Choice-Fraktion an und sage, dass auch diese nicht so ohne weiteres vorhanden sind. Inkonsistenzen prägen nun mal mein Dasein. Ich meine, wer A sagt, der muss überhaupt nichts. Aber ich gebe zu, dass „decide what you prefer because you’re capable of it“ definitiv die schlechtere Songzeile wäre.
Und da gibt es ja noch das „and if I don’t“. Ja, was denn nun, wenn nicht? Was ist dann, abgesehen vom offensichtlichen Nichts? Vieles macht man doch nur deshalb, um nicht mit dem If-I-Don’t-Gefühl leben zu müssen. Nicht zu wissen, wie etwas gewesen wäre, ist oft schlimmer, als merken zu müssen, dass es scheisse war.
Doch dann gibt’s die ganz seltenen und deshalb unübergehbaren und wegweisenden Momente, in denen man sich einer Sache plötzlich ganz sicher ist. Meistens schlägt die Erkenntnis ein wie ein Blitz und man weiss es einfach. Wenn das passiert, wenn man mit Sicherheit sagen kann „because I wanna“ und „because I’m gonna“, dann ist es auch piepegal, wenn man sich anschliessend anhören muss: „Hate to say I told you so“.
Interpret: The Hives, SWE
Album: Veni Vidi Vicious
Song: Hate to Say I Told You So
Jahr: 1999
Hören bei deezer.com:
Internet: The Hives
Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Sich entscheiden.
Artwork: Lea für SOTW