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The Prodigy - «Breathe»

SOTW #2-2008

Wenn Mailänderli SVP wählen

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Ich möchte meine Wohnung untervermieten. Möbliert wohlgemerkt. Ich muss also jemanden finden, der über eine gewisse Zeit in meinem Bett schläft, sich auf meine Kloschüssel setzt, mit meinem Besteck isst und auf meine beiden Bäumchen Acht gibt. So ganz nebenbei sollte mich bei diesem Gedanken nicht gleich das Grauen überkommen. Nicht ganz einfach. Hab keine Erfahrung im Genre „Zimmer vermieten ohne Grauen“. Der erste Eindruck kann ja bekanntlich täuschen. Man assoziiert beispielsweise gepflegt Hände mit Reinlichkeit und muss dann nach 4 Monaten trotzdem feststellen, dass...egal, das wird schon werden.

Auf alle Fälle muss ich für die anstehenden Besichtigungen meine Wohnung aufräumen. Und da diese Seite bekanntlich von Zeit zu Zeit auch ein Putzblog ist, verdient diese Aktivität hier Erwähnung. Zumal auch ich ohne Musik nicht aufräumen kann. Ganz oben auf der Playlist steht dabei The Prodigy. Dieser, für meine Nachbarn eher bedauerliche Sachverhalt, existiert wohl ungefähr seit der Erscheinung des Songs „Breathe“ vor über 10 Jahren. Wieso, weiss ich nicht. Vielleicht, weil man die Musik auch bei laufendem Staubsauger noch hört. Auch wenn dies nicht wirklich für den Song spricht, assoziiere ich mit „Breathe“ schrubben, einweichen, Bettdecken gekonnt und sicher auf dem Balkongelände platzieren, Fenster aufreissen, aber nicht reinigen (zu kompliziert, Baumpflanze steht im Weg), auf allen Vieren rumkriechen, swiffern, 110-Liter Kehrichtsäcke füllen, Fixleintücher ungalant anbringen (Bett nur einseitig begehbar), auf Klappstühle stehen und beinahe runterfallen, Kühlschrank nach Lebendigem absuchen sowie dem festgefahrenen Staubsauger zum wiederholten Male fast das Kabel rausreissen (erwäge seit langem die Anschaffung eines tragbaren Staubsaugers oder zumindest die Entwicklung eines Äquivalents: Staubsauger in Rucksack stopfen oder so).

So ist das halt mit Assoziationen: Sie sind meist subjektiv, surreal, unergründbar und ihre Offenbarung rückt den Assoziierenden in ein eher merkwürdiges Licht. Da ich mich schon längst an merkwürdiges Licht gewöhnt habe, werde ich euch, liebe Leser, im Folgenden einen Einblick in meine Assoziationswelt gewähren und schon im Vornhinein um Verständnis bitten: Montage sind für mich nämlich rot und Freitage definitiv gelb. Gerade Zahlen sind sympathisch, ungerade nicht. Brunos haben Bärte und sind gemütlich, Renés sind wortkarg (ich heisse René und säge nüt) und ein Ben ist sportlich und blond. Tannenbäume, Flachdachhäuser und Lofts hören vornehmlich Rock, Birken, Pappeln und Altbauwohnungen eher Klassik und überhängende Laubbäume, Sträucher mit Beeren sowie Dachterrassen sind dem Reggae zugetan. Zimtsterne sind eingebildet und Mailänderli wählen SVP. Margeriten sind naiv, Butterblumen dumm, Lilien dagegen durchaus intelligent und gebildet. Birnen sind verbissen und Kiwis gemein. Was mit den Möbeln, den Elektrogeräten und Fahrzeugen los ist, möchte ich jetzt nicht weiter erläutern. Stattdessen höre ich an diesem sonntäglich braunen Tag The Prodigy, entsorge mit Freude die ungeniessbaren Mailänderli (endlich), erwäge mal wieder eine Lilie zu kaufen und hoffe darauf, dass René wegen der Wohnung anruft.

Interpret: The Prodigy, UK
Album: The Fat of the Land
Song: Breathe
Jahr: 1997


Internet: Band


Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Aufräumen, natürlich.

Artwork: Lea für SongOfTheWeek





Comments

montage sind gelb und freitage eindeutig schwarz!!! staubsauger-rucksack? bitte sofort patent anmelden, produzieren und mir 1 verkaufen! Aber, wenn Renés nie was sagen, wie kann man denn mit ihnen telefonieren? oder war das genau der witz? ;) man verzeihe mir, es ist schliesslich montag morgen, oder treffender: montag mordor!

Zu den Renés muss man noch hinzufügen, dass die Franzs dafür immer alles sagen... (Was ist eigentlich der Plural von Franz? Fränze?)

Ja, die Fränze würden sich definitiv besser eignen als Nachmieter. Wenigstens könnte man anständig mit ihnen verhandeln. Aber bisher haben sich eben leider nur Renés und dergleichen gemeldet...

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