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Vampire Weekend - «A-Punk»

SOTW #37-2009

Schöne Musik, seltsame Tiere

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Lu Advisory: Explicit Spider Content!

Denjenigen von euch, die diese Scheibe noch nicht kennen sei gesagt, dass es sich hierbei um eine der grössten Errungenschaften im Bereich "Musik" im grösstmöglichen Sinne der letzten und der künftigen paar Jahre handelt. Diejenigen von euch, die sich diese Mucke schon mal zu Gemüte geführt haben, werden mir natürlich ausnahmslos zustimmen. Die erste Gruppe soll nun aber bitte nicht von mir verlangen, dass ich ihnen beschreibe, wie «Vampire Weekend» denn tönen, denn die Worte dafür wurden noch nicht erfunden. Jedenfalls nicht in der Deutschen Sprache. In Suaheli vielleicht, in Tamilisch möglicherweise, ganz sicher in Holländisch, aber das spreche ich leider nicht annährend so gut wie ich gerne würde ("niet roken!"). Somit bleibt euch nichts anders übrig, als die Cd zu kaufen (für Skeptiker: Dieser Kauf wird sich als die beste Investition seit euren Lehman-Bros.-Aktien entpuppen!) oder herunterzuladen (...) um zu wissen, von was ich hier überhaupt rede, bzw. eben nicht reden werde.

Da mir zu dieser Musik die Worte fehlen, werde ich hier ein paar Zeilen, die absolut nichts mit dieser Band, dem Thema dieses Blogs oder dem gesunden Menschenverstand zu tun haben, einfügen, damit es auf den ersten Blick so aussieht, als würde hier auf annehmbarer Länge über Musik doziert (vielleicht komme ich später wenigstens noch auf die Texte der Band zu sprechen). Das momentane Verhalten der Tiere nämlich. In letzter Zeit beobachte ich – unabhängig von Zeit und Ort und persönlichem Aggregatzustand – Tiere, die sich wie Menschen benehmen. So habe ich kürzlich in den Ferien einen Laden gesehen, der von einem kleinen Hund geführt wurde. Bequemerweise hat sich dieser Hund ein kleines Ledersofa ins Schaufenster gestellt, wo er sich ausruhen konnte, wenn er gerade keine Kundschaft zu bedienen hatte. Einen Menschen habe ich in diesem Laden nie gesehen, obwohl ich etwa dreimal dran vorbeigelaufen bin (Gerüchten zufolge kostet in diesem Laden alles zwei "Wuff"). Dann vorgestern: Erstaunt beobachte ich vom Balkon aus, wie ein Fuchs den Steig neben unserem Haus hinauf trabt. Nicht etwa durchs Unterholz oder durchs Gestrüpp, wie man das von so einem Tier erwarten könnte, nein, die Treppe hinauf ist er stolziert und zwar dermassen selbstbewusst, dass es mich nicht mehr erstaunt hätte, wenn er einen Wohnungsschlüssel gezückt und die Zeitung aus dem Briefkasten geholt hätte. Meine dritte tierische Begegnung kann ich mit Seitenblick auf die Arachnophobie meiner Freundin (siehe Warnung oben am Text) hier leider nicht in aller Tiefe ausführen (Stichworte: Mein Bett, Anwesenheit einer Spinne, kurzer, aber verlustreicher (mindestens 3 Beine, jedoch keines von mir) Kampf um meine Bettdecke), da ich sonst für eine beträchtliche Weile alleine schlafen müsste, was ich aber nicht möchte. Allerdings, à propos Spinne: Als ich kürzlich wiedermal den Bus verpasst hatte, schaute ich an der Haltestelle einer Spinne zu, die sich ein neues Netz zusammen spinnte. Wahrlich beeindruckend, dieses Schauspiel, gerade wenn man sich vor Augen hält, dass die meisten Menschen beim Ausfüllen ihrer Stimm- und Wahlzettel eine deutlich geringere Gehirn-Hand-Koordination aufweisen als dieser knallig orange Achtbeiner. Jedenfalls, all diese Geschichten zusammengenommen, müsst ihr schon zugeben, dass da etwas nicht stimmt, oder etwa nicht?

«A-Punk» ist so luftig, lüpfig, intelligent, spassig und neu wie alles auf und an diesem Album. Musikalisch am ehesten noch in der Nähe von Paul Simons «Graceland»-Phase und vielleicht auch noch von anderen (afrikanischen) Vorbildern, die ich aber nicht kenne. Lässt ihr die Scheibe bei der nächsten Jassrunde, der nächsten Fahrt mit eurer Pendler-Fahrgemeinschaft, der nächsten Fuckerware-Party oder dem nächsten Gebetsgruppentreffen laufen, könnt ihr sicher sein, dass jemand fragt: „Hey, was isch das für Sound?“. Diesen Song habe ich übrigens nicht etwa ausgewählt, weil er auf irgendeine Art und Weise aus dem Album (welche Idioten behaupten eigentlich ständig, dass das Album als Idee tot ist?) heraus sticht, sondern wegen der wunderbar-tollen Textzeile, "look outside at the raincoats coming, say oh", die mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will, die verfluchten Tiere hin oder her.

Interpret: Vampire Weekend, NYC
Album: Vampire Weekend
Song: A-Punk
Jahr: 2008

Internet: Band-Website, Wikipedia, Videoclip

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Beobachten, wie die eigene Laune besser wird (bei Bedarf halt das ganze Album anhören).

Artwork: Noch so ein Unhold! Was der wohl im Schilde führt?





Comments

Vampire sind ja Tiere, und somit ist zwischen dem mittleren Absatz und den anderen beiden schon mehr Zusammenhang (und in ihnen einiges mehr ans Pointen) enthalten als man als regelmässiger SOTW-Leser eigentlich erwarten dürfte. Hut ab.

Als regelmässiger Konsument grauenhafter Fernsehserien sind mir die Vampire durchaus geläufig... Jede Restaurant-Bar-Szene sowie auch gerne Wohnungsputzaktionen, bei denen sich Menschen durch gegenseitiges Nassspritzen näherkommen, wurden im letzten Jahr mit Cape Cod Kwassa Kwassa unterlegt! Nicht, dass das nun ein negatives Zeichen bezüglich der Musik ist. Finds auch sehr erheitende Materie.

Und betreffend "Tiere, die sich wie Menschen benehmen"... vielleicht befinden sich in deinem (neuerdings ja sehr engen) Lebensraum einfach zu viele Menschen, die sich wie Tiere benehmen und jetzt leidest du an Realitätsverzerrung. ;-)

Darf man die so gekonnte wie subtile Überleitung von den Mensch/Tierbeobachtungen im zweiten Absatz zurück zur Musik im dritten Absatz als grösste rhetorische Meisterleistung seit Menschengedenken (alternativ: seit Obama) bezeichnen?

@jo: thx. vampire sind tiere??
@lea: absatz1; wusste ich nicht, gucke aber offensichtlich keine "grauenhaften" serien..
absatz2; hm, jetzt wo du's sagst...;)
@t: nein!
@adsense: "der todestest"? wtf?!

Ja, sie sind Tiere. Und zwar gemeine!

http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Vampir

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