Whirlwind Heat - «Tan»
SOTW #16-2006
Fräulein, eine Flasche Fendant bitte!
Heute ist leider Montag und nicht Sonntag, was bedeutet, dass mein Text schon wieder zu spät erscheint. Dies wiederum bedeutet, dass ich den beiden anderen schon wieder Bier kaufen muss. Allerdings ist heute kein normaler Montag, sondern Ostermontag und somit gefühlter Sonntag. Und der Ostermontag ist ja bekanntlich nicht nur Ostereier-such-Tag, sondern auch Cupfinal-Tag!
Die Young Boys spielen gegen den FC Sion. Im Stade de Suisse zu Bern. Das ist das Stadion, welches früher Wankdorf hiess und wo tatsächlich mal ein WM-Finale stattgefunden hat. Aber darum geht's hier jetzt nicht, sondern um das Stadion des FC Sion. Das ist zwar alt und gruusig, hat aber einen tollen Namen: Tourbillon. Sensationell, nicht? Nun, jetzt eben das mit den Sprachen: Tourbillon ist französisch und bedeutet Wirbelwind. Ob das wegen den stürmischen Zuschauern oder wegen des tückischen Windes, der zwischen Martigny und Brig die ganze Zeit bläst, so getauft wurde, das bleibt offen, ist aber eigentlich völlig egal, denn: Das ist schlicht ein geiler Name für ein Fussballstadion. Wirbelwind. Oder auf englisch: Whirlwind. Auch ein schönes Wort. Aber damit befinden wir uns jetzt nicht mehr im Stadion, sondern auf einem Plattencover. Und zwar auf einem, welches vom Künstler Raymond Pettibon gemalt wurde. Darauf sind zwei junge Leute zu sehen, die im Auto sitzen und die uns per Sprechblase folgendes mitteilen: "I stole my sister's boyfriend, it was all whirlwind heat and flash, withing a week we killed my parents and hit the road." Natürlich kennt jeder dieses Cover und die Platte erst recht. So auch drei junge Typen aus Motor City Detroit, Michigan. Diese drei mochten dieses Cover oder die Platte oder beides zusammen dermassen gut, dass sie beschlossen, ihre Band Whirlwind Heat zu taufen.
Ich habe diese Jungs mal live gesehen und muss sagen, durchaus passend. Wirbelwind. War schon einiges an Energie vorhanden. Und an Hitze auch. Schwerstarbeiter, alle drei. Der Sänger: jenseits. Wie der rumgeturnt ist. Wie der Iggy Pop mit Bienenstich und Parkinson. So hat dieser Sänger wegen zu exzessivem Headbanging im Verlauf des Konzerts seinen Kopf an so ungefähr jedem Gegenstand, der auf der Bühne rumstand, angeschlagen. Vom Publikum wurde dieser Einsatz natürlich frenetisch gefeiert, gilt doch für die Bühne dasselbe wie für den Strafraum bzw. für den Sänger dasselbe wie für den Stürmer: Du musst dahin gehen, wo's weh tut. Zwischen den unfreiwilligen Kopfnüssen hat der Sänger manchmal so ein Moog-Dingsbums bedient und damit echt schräge Töne hergezaubert. War auch dringend nötig, denn da war gar keine Gitarre. Also keine richtige, Sechssaitige, sondern nur eine Bassgitarre. Und ein Schlagzeug natürlich. Beileibe keine Feinmotoriker, die beiden Typen an diesen Instrumenten, aber das war völlig egal, denn sie spielten mit derselben Einstellung wie der FC Sion heute spielen wird: Die mangelnde Technik wird dank doppeltem Einsatz wettgemacht.
INFOBOX
Interpret: Whirlwind Heat, USA
Album: Do Rabbits Wonder
Song: Tan
Jahr: 2003
Internet: www.whirlwindheat.com
Artwork: Whirlwind Heat live on stage, by Flickr user arsenik.
Comments
oh, grossartige musik offenbart sich mir!
Posted by: T | 22.04.06 17:00
Vielleicht habe ich den Preis für den 10. Kommentar schon verpasst, doch betreffend Kopf-überall-und-die-ganze-Zeit-anschlagen möchte ich dich an deine eigenen Erfahrungen in einem architektonisch sehr fragwürdigen Haus erinnern, als die motorischen Fähigkeiten aufgrund von gemeingefährlichen Bowle-Feierlichkeiten ziemlich eingeschränkt wurden...
Posted by: Lea | 5.05.06 12:51
Lea, wenn du wüsstest! DEIN KOMMENTAR ist unser 10. Kommentar! Vielen, vielen Dank für diese grosszügige Tat!
Posted by: Tobias | 7.05.06 20:53