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White Zombie - «Thunderkiss '65»

SOTW #07-2006

Jenseits der Donnerkuppel

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Snowboarder sind Musikfreunde. Diesen Eindruck bekam man jedenfalls bei der Betrachtung des Olympiawettkampfs heute Nachmittag: Jeder Rider holte kurz vor der Abfahrt noch schnell seinen MP3 Player aus dem multifunktionalen Jackett, spulte zum passenden Lied, begann im Takt der Mucke zu nicken und fuhr dann endlich in Richtung Halfpipe los. Eigentlich ein Privileg, dass die Typen zu ihrem Lieblingslied um die Goldmedaille fahren dürfen, kann mir gut vorstellen, dass einem das zusätzlich anspornt. Ein seltenes Privileg übrigens, welches die Snowboarder gerade mal mit den Eiskunstlïäufern teilen, deren Musik während dem Wettkampfs sogar über die Lautsprecher abgespielt wird, was aber angesichts des Musikgeschmacks der Eiskunstläufer-Zunft eher als Ärgernis gewertet werden muss.

Ganz anders natürlich die verrückten Snowboarder! Die hören natürlich nur... ja was hören die eigentlich? Da ich so manchen viel zu heissen Teenagersommer nur dank dem ständigen Verzehr von einschlägigen Snowboardfilmen überstanden habe, glaube ich, eine kleine Ahnung davon zu haben, was diese Leute so hör(t)en: Heutzutage ist in diesen Filmen HipHop Musik sehr stark vertreten, was aus meiner Sicht zwar nicht passend, aber insofern in Ordnung ist, als dass man heute ja Snowboardfilme kaufen kann, wo man keine Berge, sondern nur vorstädtische Treppengeländer zu sehen bekommt. Bei solch stümperhaften Werken ist die urbane und massentaugliche HipHop Musik gerade noch vertretbar.

Aber wenn es die Berggipfel rauf und die steilen Rinnen runter geht, dann braucht es definitiv härtere Töne! Da geht es schliesslich um pure Naturgewalten und für die Vertonung dieser benötigt man verschiedene unverzichtbare: Derbe, nicht zu schnelle Drums, ein gnadenlos brachiales und ja nicht zu kompliziertes Gitarrenriff und dazu eine Stimme, die tönt, als gehöre sie einem Untoten, der gerade ein Baby im Speck zum Frühstück verdrückt hat und noch keine Zeit zum Zähne putzen hatte! Obwohl oder gerade weil die Jungs und das Mädel um Rob Zombie wohl noch nie auch nur in der Nähe eines Skilifts waren, haben sie mit Thunderkiss '65 diese Zutaten perfekt vermischt und den ultimativen Soundtrack für einen Teufelsritt auf dem Brett, welches die Welt bedeutet, aufgenommen.

Darum, liebe Snowboard-Olympioniken von heute, probiert es mal mit dem Sound eurer Vorfahren aus den frühen Neunzigern (die wohl eher eine ganze Flasche Mineralwasser getrunken hätten, als sich selbst als 'Sportler' zu bezeichnen) und erkennt: "The power of the blaster moves you faster" (man sieht bei diesem Textzitat deutlich, warum so viele Leute sehnlichst auf einen Gedichtband von Rob Zombie warten)! Und auch ihr, liebe Eiskunstläufer... ach, vergesst es, hat ja doch kein Zweck...


INFOBOX
Interpret: White Zombie, USA
Album: Devil Music Volume 1: La Sexorcisto
Song: Thunderkiss '65
Jahr: 1992

Internet: The Psychoholic World of White Zombie

Artwork: Bild aus dem Booklet der besprochenen Cd.





Comments

Stéphane Lambiel zu Metal wäre aber trotzdem lustig.




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Geschichten, die die Musik schreibt. 1x pro Woche, mit tollen Metaphern.

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