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Henry Phillips – «End of the World»

SOTW #09-2011

Wenn das Leben eines Taugenichts lustig scheint

So wie Filme eigentlich immer zur Stimmungsmache auf Musik zurückgreifen, braucht manchmal die Musik ein bisschen Unterstützung von Comedy, um verstanden zu werden. Kombiniert man das mal anders, erhält man Comedy in Form eines Filmes über einen Musiker. Filme über Musiker drehen sich ja oft um den elenden, leidvollen und mit Steinen übersäten Weg irgendwelcher Vorstadtlümmel zu Ruhm und Ehre im Musikolymp. Für alle, die derartige Tragödien besser ertragen können, wenn sie durch Ironie, Sarkasmus und Absurdität geschleift und am Galgenhumor aufgehängt werden, empfehle ich deshalb den Film „Punching the Clown“ mit Henry Phillips.

Phillips spielt dabei eine leicht schäbigere Version seiner Selbst. Wenn man es freundlich ausdrücken möchte, sieht man in ihm einen modernen Troubadour, der die gesellschaftlichen Hürden mit viel Humor zu bewältigen versucht. Ansonsten könnte man ihn auch einfach einen sehr bedauernswerter Loser nennen, auf der erfolglosen Suche nach einem Plattenvertrag in Los Angeles. So oder anders fasst Phillips immer wieder Episoden aus seinem Leben in kurzen, prägnanten, komödiantischen, Liedern zusammen, welche die Traurigkeit dieses Taugenichts zu äusserst humorvollen Storys verwandelt.

So glaubt er zum Beispiel einem Fernsehpriester, der das Ende der Welt verkündet und gibt an seinem letzten Abend auf dieser Welt nochmals so richtig Gas, was damit endet, dass er mit einer transsexuellen Nutte Drogen konsumiert und einem kleinen Kind endlich mal eine reinhauen darf (End of the World). Noch schlimmer trifft es ihn, als ihm zu Lebzeiten seine zwei Frauen wegsterben. Sie erwarten ihn beide im Himmel und als er ihnen konsequenterweise einen flotten Dreier vorschlägt, landet er in der Hölle (Threesome in Heaven). Und im Song „Letter in the Mail“ wird der Teufelskreis eines Versagers auf die Spitze getrieben, da er durch Kreditkartenprobleme seine Kontolimite überzieht, worauf ihm etliche Cheques platzen und sein Auto eingezogen wird, weshalb er dann seinen Job und kurz darauf seine Wohnung verliert und deshalb in eine Kiste unter der Brücke ziehen muss, wo er als einziger Lichtblick wenigstens keinen Briefkasten mehr besitzt, um solche schlechte Nachrichten zu erhalten.

Am besten ihr schaut selbst mal in die Videoclips rein und seht, wie der an sich so harmlos anmutende Henry Phillips die Tragödien einer Gesellschaft und seines eigenen Lebens zu unterhaltsamen Komödien verwandelt.

Interpret: Henry Phillips, US
Album: L.A. Dreams
Song: End of the World
Jahr: 2010

Internet: Henry Phillips Website, Album L.A. Dream, Punching the Clown Movie

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Listen and laugh.

Artwork: Henry Phillips on Youtube





Comments

wer würde einem Fernsehpriester denn nicht glauben?

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