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Dire Straits - «Money for Nothing»

SOTW #25-2008

Die wahren Meister spielen in Basel*

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Es war ein historischer Moment, der sich in exakt sechs Tagen zum 16. Mal jährt. An dem Ort, wo am kommenden Mittwoch Deutschland in der letzten Spielminute gegen die Türkei verlieren wird, eröffnete am 28. Juni 1992 ein treibendes Schlagzeug den Abend. Das Publikum, überglücklich, da gerade erst den neonfarbenen 80ern entkommen, geniesst den lauen Sommerabend im ehrenwerten alten Beton-St. Jakob. Die sultans of swing, ein in der Post-9/11-Welt leider nicht mehr allzu gebräuchlicher Ehrentitel, betreten die Bühne. Und mit Ihnen Stirnbänder und farbige Jeans. Vom Bier bereits milde gestimmt, übersieht das Publik diese Insignien des vergangenen Jahrzehnts und stimmt jubelnd ein in das begleitende Klatschen, das sich fortan durch den Abend zieht wie Amy Winehouse durch die Klatschspalten. Denn: Die Dire Straits, das waren die 80er. Und dieses Konzert, das war ihre Abschiedstour - wie sich im Nachhinein herausstellte.

Die britischen Sultane beginnen Ihren Triumphzug durch den Abend: «Calling Elvis», in epischer Länge vorgetragen. Und fast hat man das Gefühl der eigentliche Song degeneriere zum Silbertablett, auf dem die Gitarren-Soli dargeboten werden. Aber das ist OK so, denn deshalb ist man ja da. Dire Straits, die Konsens-Band der späten 80er. Helden des jungen Musikfernsehens. Menschen mit Elektrogitarren und Verzerrern, aber keine Punks. Musiker, keine Lärm-Emissionisten. Neon statt zerschlissene Jeans, Philips als Sponsor einer Europa-Tournee statt Anarchie. Und mit Philips verband die Band noch mehr: Die Holländer entwickelten die CD, die Dire Straits nahmen dafür eines der ersten digital produzierten Alben auf. Die Dire Straits als akkustischer Genuss: Neue Hörqualität und ein Ruf als formidable Live-Band. So kam ich zu meinem ersten Konzert.

Es wird Abend über Basel. Zeit für einen weiteren Meilenstein der Rockgeschichte der 80er, Zeit für einen weiteren Meilenstein der Musikgeschichte: «Money for Nothing» ist nicht nur ein Song mit überdurchschnittlich vielen für Zitate geeigneten Textzeilen ("I want my MTV", "look at them yo-yos, that's the way they do it", "I should have learned to play the guitar") und der darüber hinaus den Zeitgeist wunderschön einfängt (Mikrowellen und Farb-TVs als neuere technische Errungenschaften und Status-Symbole), sondern auch - Fanfare! - der erste computergenerierte Videoclip und als solcher noch heute sehr amüsant. Abgesehen von diesen technischen Details ist «Money for Nothing» ein grossartiger Song mit einer Extra-Portion Gitarre und Kraft, garniert mit einem sehr gut erhaltenen Ohrwurmpotential.


*so zum Beispiel auch am 13. Mai 2006


Interpret: Dire Straits, UK
Album: Brothers In Arms
Song: Money for Nothing
Jahr: 1985

Internet: Wikipedia, Videoclip

Dire Straits live in Basel:
- Intro
- Calling Elvis
- Money for Nothing
- mehr

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Wo ist meine Air-Guitar?

Artwork: Yves für SOTW








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