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Jay Hawkins - «I put a spell on you»

SOTW #40-2010

because you're mine

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Ein guter Song kann überall lauern. Im Radio, beim Pastakochen, während einer Filmszene, oder auf einer guten Party.
Man hört diesen Song und er ist einem vertraut. Man scheint ihn nicht zu kennen, aber Worte und Töne fügen sich zu einer wagen Erinnerung. Wie bei einem Duft. Er schwebt dir in die Nase und du bist dort. Nur ganz wage und verschwommen, mehr ein Gefühl, als ein Bild. Ist es eine Erinnerung, oder vielleicht nur eine Fantasie? Das spielt keine Rolle, es fühlt sich verdammt gut und intensiv an, mehr zählt nicht. 
Es gibt Musikstücke, denen wir neu begegnen. Bei genauerer Betrachtung ihrer Geschichte dann aber feststellen, dass schon bereits die Omi diesen Song kannte und dazu träumte.

Zu diesen Songs gehört definitiv: «I put a spell on you»

Gefühlt, ist die bekannteste Version, die einem in den Sinn kommt von Nina Simone. Sie hat diesen Song auch mit einer Inbrunst und Leidenschaft präsentiert, die einem entweder die Tränen in die Augen treibt oder dich fühlen lässt wie eine exotische Katze mit einem Zauberstab in der Hand.
Als ich vor einigen Wochen einer Version begegnet bin, die mich unsicher werden liess, wer das Lied wohl zum ersten mal zum Besten gegeben hat, war ich nach einer kleinen Recherche ziemlich überrascht darüber, welch lang anhaltende Wellen diese Melodie und Worte geschlagen haben. Das Original, und meiner Meinung nach mit die originellste und beste Version, stammt vom Blues Sänger Screamin’ Jay Hawkins aus dem Jahr 1956. Ursprünglich sollte es eine Blues Ballade werden, doch als die Crew den Song erneut aufnehmen wollte wurde ein kleines Fest daraus, das sehr feucht fröhliche Formen annahm. Die Stimmung war gut und es wurde gejamt. Jay Hawkins begann den Song zu verzerren, mit seiner diabolischen Lache zu untermalen und eine düstere und makabre Note hineinzubringen. Erneut wurde etwas einfaches, ein Zufallsprodukt zu einer bestehenden Grösse der Musikgeschichte. Dieser Song wurde so, wie an dem besagten Abend aufgenommen und fand sein Publikum. Interessanter Weise bekam die abgeschwächte Bluesversion weniger Aufmerksamkeit, als die verschrobene „Dark" Version. Hawkins performte den Song auf der Bühne, in dem er als Auftakt eines qualmenden Sarges entstieg und teuflisch mit seiner sonoren Stimme lachte. Die Leute damals drehten darauf durch und liebten es. Erst mit Ninas Version hat sich auch der Blues durchgesetzt.

Nachdem das Kind losgelassen wurde, machte es bis heute eine Runde durch fast alle Genres. Grob geschätzt gibt es über dreissig Versionen von diesem Song. Von den namenhaftesten Künstlern die uns je begegnet sind. Um einige zu nennen: Katie Melua, Marilyn Manson, Brian Ferry, Sonique (als Danceversion), Bette Midler, The Animals, Thin Lizzy, Diamanda Galas und sogar Shane Macgowan von The Pogues (irische-folk-punk-Pioniere).

Ob und welche Version man sich ins Regal stellt, bleibt letztendlich Geschmackssache. Die Tatsache, dass dieser Song es bis in den orientalischen Raum geschafft hat (gesungen von Natacha Atlas) sagt mir, dass Musik wirklich und zu unser aller Glück, keine Grenzen kennt. Wenn ich tiefer grabe, finde ich wahrscheinlich noch eine japanische Version. 
Musik nährt uns auf eine besondere Art und Weise. Sie tropft, sie fliesst, sie verdunstet und dann regnet sie wieder in einer erfrischenden Briese auf uns herunter. Bon Appetit!


Interpret: Jay Hawkins
Album: I Put a Spell on You/Little Demon (OKeh 7072)
Song:I Put a Spell on You
Jahr: 1956



Internet: Wikipedia

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Ob ihr auf den Song eurem Tanzpartner das Bein um die Hüfte dreht oder mit einem Drink die Aussicht geniesst, der Song bleibt sexy und wehmütig zugleich

Artwork: Nia für SOTW








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