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The Coral - «She's got a reason»

SOTW #37-2010

Die schönsten Korallenriffs im Überblick

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Den Bewohnern der Zwinglistadt steht einmal mehr ein grossartiger Konzert-Herbst bevor, der für meinereiner übermorgen Dienstag mit Nick Cave/Grinderman beginnt und Mitte November mit dem endgültig letzten CH-Konzert der unvergleichlichen Rockgötter Scorpions endet (ich war ja im Frühling eigens für das vermeintlich letzte Konzert in meiner "Nähe" ans "Long-I-Rock"-Festival oberhalb des Arc Lémanique gepilgert – leider gab es dort aber keine Busse/Züge mehr zurück in die Stadt nach 2 Uhr morgens, so dass ich einen dreistelligen Betrag in eine 50km Taxifahrt investieren musste, ein Ungeil). Zwischen diesen beiden zweifellos grandiosen Ereignissen wird jedoch eine Premiere stehen, auf die ich seit dem Erscheinen des ersten Albums 2002 sehnlichst warte: The Coral live in Zürich. Denn die Coral sind sicherlich die beste, konstanteste und wichtigste Band der Nullerjahre, jedenfalls in meinem Buch.

«The Coral»
Aufmerksam wurde ich auf die Band in den Sturmjahren der „The Bands“ des frühen dritten Jahrtausends durch den Jahrhundertsong «Goodbye», der mich zum Kauf des ganzen Albums verleitete, das – wie jedes weitere in der Folge erwähnte Album – nur so von Perlen und (persönlichen) Hits strotzte. Erwähnenswert sind auf dem Debutalbum neben der bereits erwähnten 60s-00s Fusion «Goodbye» auch die Single «Dreaming of you» und das Tempo- und Gefühlwechselbad «I remember when». Mix und Zusammenführung von Genres und Stilen können durchaus als Markenzeichen der Band angesehen werden. Das herausragende bei den Coral ist dabei, dass die so entstehenden Songs dennoch immer als ihre Werke erkennbar sind und sich nahtlos in ihr unwahrscheinlich tolles Korpus einfügen.
Videos: Goodbye, Dreaming of you, I remember when.

«Magic and Medicine»
Schon ein Jahr nach dem Debut legten The Coral eine zweite, nicht minder tolle Scheibe nach. Auch hier könnte man jedes Lied als Anspieltipp durchgeben, besonders knorke finde ich «Don’t think you’re the first», «Secret Kiss», «Bill McCai» und natürlich «Pass it on». Ausserdem beginnt mit «Liezah» auf diesem Album die tolle (was sonst) Serie an Coral-Songs, die nach Frauennamen (verflossene Liebesgeschichten? Bei einer Band, die aus 6 Jungs besteht, dürfte sich hier einiges an Songmaterial zusammentragen lassen…) benahmst sind (siehe «Jacqueline» und «Rebecca you» auf «Roots & Echoes»).
Videos: Don’t think you're the first, Pass it on, Bill McCai.

«Nightfreak and the sons of Becker»
Was dieses Album mit Boris Becker zu tun hat, habe ich bis heute nicht verstanden, kann mich aber noch über die Freude und den Unglauben darüber erinnern, dass so kurz nach «Magic…» bereits schon wieder ein neues Coral-Werk in den Läden bzw. den HTML-Tabellen stand. Dieses eher obskure Werk würde ich nicht unbedingt als Einstiegs-Platte empfehlen, die eingängigen Hits der beiden ersten Alben fehlen hier und es braucht ein wenig Geduld, bis man sind reingehört hat, für Coral-Fans und -Enthusiasten «Nightfreaks…» lohnt sich der Kauf/Download natürlich allemal, insbesondere da die Coral hier auch mal etwas über ihren bisherigen musikalischen Zaun gucken und sich an Samples und anderen Möglichkeiten der Elektronik versuchen.

«The Invisible Invasion»
Hier erübrigt es sich komplett, einzelne Songs herauszupicken, zu perfekt ist jeder einzelne. Spätestens ab diesem Album versteht man die unzähligen Youtube-Kommentare, welche die Coral als "most underrated band" etc. bezeichnen. Wäre dieses Album im Zeitalter der Schallplatte erschienen, hätte man die B-Seite wohl zur besten aller Zeiten gekürt. Auch wenn dieser Eintrag so tönt, als möchte ich mir mittels unverhohlenem Geschleime Backstage-Tickets fürs Konzert im Abart ergattern, ist es doch mein voller Ernst, wenn ich behaupte, dass die drei-Song-Combo «Far from the Crowd» (wo ich lustigerweise immer "far from the Krauts" verstehe), «Leaving today» und «Arabian Sand» die beste ist seit Menschengedenken.
Videos: In the Morning, Something inside of me, Far from the crowd, Leaving today, Arabian Sand.

«Roots & Echoes»
Nach der unsichtbaren Invasion musste man sich als Coral-Fan zum ersten Mal mehr als ein Jahr auf eine Neuerscheinung gedulden, was sich aber – wenn überrascht’s? – natürlich voll gelohnt hat. «Roots & Echoes» muss zum aktuellen Stand der Geschichtsschreibung als das bisherige Meisterwerk der lustigen Truppe aus Merseyside betrachtet werden, das ihnen auch endlich eine etwas grössere Betrachtung und Bekanntheit brachte… nöööd. Dass «Who’s gonna find me», «Remember me», «Put the sun back», «In the rain», «Cobwebs», «She’s got a reason» nirgends in den vorderen Plätzen der Hitparaden auftauchen, bestätigt meine These, dass es dorthin nur Künstler und Stücke schaffen, die von Leuten gehört werden, die sich nicht für Musik interessieren. The Coral wiederum sind selber scheinbar auch eher wenig daran interessiert, dort aufzutauchen, zu passiv und versteckt agieren sie, jedenfalls in hiesigen Gefilden.
Videos: Who’s gonna find me?, Put the sun back, She’s got a reason.

«The Singles Collection»
Nachdem 2008 der Gitarrist Ryder-Jones ausgestiegen ist, erschien eine Sammlung der bis dato erschienen Singles. Dazu gab es – erstmals offiziell – Live-Aufnahmen, sowie Outtakes und auch einige neue Songs, darunter den wunderbaren Heuler «Being somebody else» – ein äusserst empfehlenswerter Kauf für Coral-Neulinge!
Video: Being somebody else.

«Butterfly House»
Im vergangen Juli ist das vorerst jüngste Coral-Album erschienen und momentan bin ich noch immer daran, mich da rein zu hören. Denn das Schöne an neuen Coral-Alben ist, dass man zuerst immer leicht enttäuscht ist. Schliesslich war der Vorgänger immer wahnsinnig toll und die neue Scheiben tönen beim ersten Durchhören immer etwas unspektakulär und unauffällig. Erst bei wiederholtem und genaueren Hinhören entdeckt man Melodien, Textzeilen, kleine und feine Tonreihen, die einem dann nicht mehr loslassen und die einem dann noch wochen-, ja jahrelang im Kopf rumgeistern.
Videos: 1000 Years, More than a lover.

Interpret: The Coral, England
Album: Roots & Echoes
Song: She’s got a reason
Jahr: 2007

Internet: Wikipedia, Website.

Empfohlene Tätigkeit beim Hören dieses Songs: Mitsingen, für Fortgeschrittene auch mit Luftgitarre.

Artwork: Das ultimativ futuristische Druzhba Sanatorium in der Nähe von Jalta.





Comments

Hannes, ich bin ja wiedermal so totaaaaaal deiner Meinung!! :-) Und endlich gibts auf sotw tatsächlich einen Bericht ÜBER und nicht nur von/durch/mit Musik!

Das "immer leicht enttäuscht sein" beim Reinhören von neuen Platten geht mir übrigens in den meisten Fällen so - aber bei The Coral ist es tatsächlich ziemlich ausgeprägt, vor allem da ich das gleichnamige Album halt immer noch am liebsten höre.

Und trotz aller Einigkeit und Freude - du lieferst mir grad den ersten Grund überhaupt zu sagen "schade dass ich dann in den Ferien bin..."! Hm. Messi dänn. ;-)

Wünsche jedoch viel Spass auf der Reise durch deinen Konzertherbst.

@lea: merci für den comment, ich wünsche dir "trotzdem" schöne ferien;)
@the other dudes: come on...

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